Ab Montag ist der Freizeit- und Amateursportbetrieb bis Ende November untersagt. Der Vereinssport in der Region wird dichtgemacht. Mit einer Ausnahme. Was die neuen Corona-Maßnahmen für den Sport in der Region bedeuten.

Von Daniel Berlin und Tim Scholz

Fußball

Der Spielbetrieb in allen niedersächsischen Fußballvereinen wird ab dem kommenden Montag vorerst ausgesetzt. Bis Ende November sind der Freizeit- und Amateursportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen untersagt. Wo es die Corona-Lage zulässt, darf jedoch noch bis einschließlich Sonntag gespielt werden. So zum Beispiel auch in der Regionalliga Nord der Männer. Allerdings, so erfuhr das TAGEBLATT am Donnerstagnachmittag, wird das Spiel zwischen Altona 93 und der SV Drochtersen/Assel abgesagt. Grund soll ein angeblicher Corona-Fall im Umfeld des Hamburger Clubs sein (lesen Sie auch den Artikel auf Seite 13 dieser Ausgabe).

D/A-Trainer Lars Jagemann schickt seine Regionalligafußballer ab Montag ins sportliche Homeoffice. Das Trainerteam erstellt jetzt die individuellen Trainingspläne. D/A gibt seinen Spielern ein Laufprogramm, Stabilisationsübungen und kleine technische Übungen mit Ball an die Hand. „Jeder bekommt einen Ball mit nach Hause“, sagt Jagemann.

Dem Norddeutschen Fußball-Verband zufolge werden D/A und die anderen Regionalligisten mindestens bis Ende November kein Spiel bestreiten. Coach Jagemann geht übrigens davon aus, dass D/A in diesem Jahr gar kein Spiel mehr bestreiten wird. „Aber das ist meine persönliche Meinung“, sagt Jagemann. Denn, auch wenn im Dezember wieder eine Lockerung erfolgen würde, benötigten die Clubs gut zwei Wochen, um wieder zusammenzufinden. D/A-Präsident Rigo Gooßen hält die Maßnahmen für den Fußball, der ja im Freien gespielt wird, für „überzogen“. Und auch er glaubt nicht daran, dass es im Dezember weitergehen wird. Sollte es terminlich zu eng werden, könnten die Qualifikations- sowie die anschließenden Meister- und Abstiegsrunden jeweils auf die Hinrunde beschränkt werden, sagt der Spielausschuss-Vorsitzende Jürgen Stebani. Corona sei nur die erste Kristallkugel, die zweite sei der Winter, der den Spielbetrieb ebenfalls erschweren könnte.

Bezirks- und Landesliga

Für den Bezirk Lüneburg bedeutet die neue Regelung, dass in den Bezirks- und Landesligen der Männer und Frauen an diesem Wochenende noch gespielt werden dürfe, bevor der Lockdown greift, sagte Stebani, der ebenfalls dem Bezirksspielausschuss vorsitzt, am Donnerstagmittag.

Malte Bösch, Trainer des Landesligisten SV Ahlerstedt/Ottendorf, hofft, dass das Spiel am Sonntag beim VfL Westercelle noch stattfinden kann. Da in der Region Celle der Inzidenzwert hoch sei, werde überlegt, das Heimrecht zu tauschen. „Wir möchten gerne noch spielen und den Schwung mitnehmen“, sagt Bösch. A/O ist derzeit auf Erfolgskurs: Platz zwei in der Landesliga-Staffel und im Viertelfinale des Niedersachsenpokals. Bösch jedoch geht davon aus, dass erst wieder im März oder April gespielt wird. „Es macht keinen Sinn, im Dezember wieder anzufangen.“ Die Mannschaften müssten sich mindestens zwei Wochen vorbereiten – und dann sei auch schon Heiligabend.

Daniel Schröder, Trainer des Landesligisten ASC Cranz-Estebrügge, sagt, dass seine Spieler ob der Entscheidung sehr geknickt gewesen seien. „Man darf seit drei Monaten wieder auf den Platz, und jetzt müssen wir wieder alle nach Hause.“ Schröder hat für die Spieler individuelle Trainingspläne erstellt, damit sie vor allem konditionell fit bleiben. Das Spiel am Sonntag beim TSV Ottersberg wird voraussichtlich nicht stattfinden, weil einigen Ottersberger Spielern berufliche Konsequenzen drohten, so Schröder. Der ASC sei damit einverstanden, die Partie nachzuholen.

Kreisebene

Der Spielausschuss des NFV-Kreises Stade hat am Donnerstagvormittag entschieden, bereits an diesem Wochenende alle Fußballspiele auf Kreisebene abzusetzen. Dies erklärte der Spielausschussvorsitzende Helmut Willuhn im Anschluss an eine Telefonkonferenz des siebenköpfigen Gremiums.

„Bereits am Morgen hatten sich fünf Vereine bei mir gemeldet, die Spiele absagen oder verschieben wollten“, sagt Willuhn. Der Spielbetrieb sei den Verantwortlichen „zu gefährlich“ gewesen.

Die Spielausfälle im November könne der Kreisverband noch zeitlich kompensieren. Im Dezember sind noch zwei Spieltage angesetzt. Angedacht sei laut Willuhn, die Spiele nach der Winterpause eine Woche früher starten zu lassen. „Wir haben die Luft, um fünf ausgefallene Spiele einzuschieben“, sagt Willuhn. Zumal es in diesem Jahr keinen Kreispokalwettbewerb gibt. Würde der Lockdown länger andauern, werde es allerdings eng, was den Spielplan betrifft.

Der Vorsitzende des Fußballkreises Stade, Ulrich Mayntz, sagt, er habe mit der Corona-Maßnahme gerechnet. Und obwohl die Zahlen im Landkreis Stade längst nicht so hoch sind wie in der Nachbarschaft, hält er die Entscheidung für richtig, dass überall das Fußballspielen eingestellt wird. „Entweder alle oder gar keiner im Amateurbereich“, sagt Mayntz. Der oberste NFV-Funktionär des Landkreises Stade sagt aber auch, dass der Sport „nicht die Initialzündung für einen Corona-Hotspot“ sei. Er habe auf den Plätzen erlebt, dass Vereine und Zuschauer ordentlich mit den Corona-Regeln umgegangen seien.

Dieter Just, Trainer des TuS Jork (1. Kreisklasse), hält es für richtig, den Spielbetrieb einzustellen. „Es sind doch immer sehr viele Menschen auf und neben dem Platz“, sagt er, auch wenn er am Wochenende noch mal gerne gespielt hätte. Im November sollen seine Spieler dann individuell „ein bisschen laufen gehen“, um nicht ganz aus dem Tritt zu kommen.

Die Spiele der Frauen-Oberliga Niedersachsen West sind für das kommende Wochenende aufgrund der Corona-Lage in einigen Regionen bereits abgesetzt worden. Das sagte Maik Ratje, der Trainer der SV Ahlerstedt/Ottendorf, am Donnerstag. A/O und Gegner BW Hollage (Landkreis Osnabrück) seien sich ohnehin einig gewesen, die Begegnung am Sonntag nicht auszutragen. Der Gegner dürfe coronabedingt seit zwei Wochen nicht mehr die Kabinen am Sportplatz benutzen. „Die Situation nervt“, sagt Ratje, „im Moment aber gibt es Wichtigeres als Fußball.“

Handball

Peter Prior geht davon aus, dass der Bundesligist Buxtehuder SV seine beiden im November angesetzten Heimspiele ohne Zuschauer bestreiten wird. „Das ist ein schmerzhafter Einschnitt“, sagt der Manager. „Wie die Gastronomie haben wir unheimlich viel getan, die Risiken zu minimieren und die Fortsetzung des Spielbetriebs zu ermöglichen.“ Das Heimspiel am Sonnabend gegen den Thüringer HC soll Prior zufolge noch mit Zuschauern stattfinden.

Der BSV II wird aufgrund der Einschränkungen in Schleswig-Holstein am kommenden Wochenende nicht in der dritten Liga bei der HG OKT antreten. Wie es darüber hinaus für den BSV in der Dritten Liga sowie für den Nachwuchs in der Jugendbundesliga weitergeht, ist noch unklar. Prior zufolge gibt es dieser Tage eine Videokonferenz mit dem Deutschen Handballbund (DHB), die darüber Aufschluss geben soll.

Stefan Hagedorn, Trainer der A-Junioren des VfL Horneburg, sagte am Donnerstag, dass seine Mannschaft am morgigen Sonnabend in der Jugendbundesliga voraussichtlich bei der JSG LIT in Lübbecke antreten werde. Wie es für die VfL-Talente danach, im November, weitergeht, ist noch nicht klar. Denn: Der DHB eruiert, ob es sich beim Jugendbundesliga-Handball um „Profisport“ handele. Und der Profisport dürfte den neuen Beschlüssen zufolge auch im November – ohne Zuschauer – spielen. „Ich bin irritiert. Niemand bei uns ist Profi, es sind alle Schüler“, sagt Hagedorn. Er halte es nicht für sinnvoll, bei der Jugendbundesliga eine Ausnahme zu machen. „Wir sollten alle mithelfen, das Virus einzudämmen.“ Der DHB will die Entscheidung Anfang kommender Woche bekannt geben.

Der Handball-Verband Niedersachsen hat beschlossen, den Spielbetrieb der Jugend und der Senioren in den Ober-, Verbands- und Landesligen sowie der Landesklassen sofort auszusetzen, zunächst bis einschließlich 31. Dezember. „Gott sei Dank haben wir jetzt Klarheit“, sagt David Oppong, der Geschäftsführer der Fredenbecker Handball GmbH, die für die erste Mannschaft des VfL in der Oberliga zuständig ist. Da Gruppenaktivitäten untersagt sind, müsse sich jeder Spieler selbst fithalten bis Jahresende. Die individuellen Trainingspläne aus dem März kann der Verein wieder aus der Schublade ziehen. Finanziell trifft es den VfL noch nicht so hart. Dem Club entgehen zwar die Einnahmen von 400 bis 450 Zuschauern pro Heimspiel, aber die Sponsoren haben bereits überwiesen. „Wenn der Spielbetrieb im Januar wieder läuft, sollte uns das nicht vom Kurs abbringen“, sagt Oppong. Wie die Saison fortgesetzt werden könnte, ist völlig unklar. Doppelspieltage, Englische Wochen, Verkürzung der Saison – alles scheint denkbar.
Alexander Mirkens, Trainer des Frauen-Oberligisten VfL Horneburg, hält die Beschlüsse für richtig. „Der Sport im Erwachsenenbereich hat eine Vorbildfunktion.“ Mirkens hätte sich jedoch früher einheitliche Regeln für den gesamten Handball gewünscht, um verzerrte Tabellenbilder zu vermeiden.

Faustball

Die Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz vom Mittwoch lassen den geplanten Beginn der Faustball-Hallensaison, die am 7. November starten sollte, nicht zu. Das teilte die Deutsche Faustball-Liga mit. Ob es überhaupt noch zu einem Beginn kommt, das steht zurzeit noch nicht fest. Denkbar wäre eine einfache Spielrunde in allen Bereichen, die aber erst im Januar beginnt. Abhängig ist das von der Entwicklung der Corona-Pandemie. Außerdem wird das 42. Faustball-Hallenturnier für die Frauen-Bundesliga, das der MTV Wangersen am Sonntag veranstaltet, wahrscheinlich nur mit den Teams MTV Wangersen, TSV Essel und TSV Hagenah ausgetragen. Der Beginn ist um 10 Uhr. Zuschauer lässt der Veranstalter jedoch nicht zu.

Basketball

Der Niedersächsische Basketballverband hat den Spielbetrieb für das bevorstehende Wochenende komplett abgesagt. Der Vorstand der 1. Regionalliga Nord der Männer, in dem acht Landesverbände vertreten sind, gab die Empfehlung ab, ebenfalls die Punktspiele an diesem Wochenende abzusagen. Entsprechend wird die für Sonntag geplante Partie des VfL Stade gegen den SC Rasta Vechta ausfallen. VfL-Präsident Carsten Brokelmann bestätigte die Entscheidung am Donnerstagnachmittag. Die 1. Regionalliga Nord kommt jetzt in Terminstress. Etwa fünf Spiele pro Mannschaft fallen im November dem Lockdown zum Opfer. Bei der Telefonkonferenz am Dienstag haben Vertreter der Landesverbände verschiedene Szenarien besprochen. Demnach könnte die Liga am Ende der Saison auf die Play-offs der besten vier Teams verzichten. Im Gespräch ist auch eine Verlängerung der Saison bis Ende Juni/Anfang Juli. Diskutiert wird zudem, nach Abschluss der Hinserie die Liga zweizuteilen, um die Anzahl der Spiele zu reduzieren. Am 16. November soll eine Entscheidung gefällt werden.

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