Artikel aus dem NFV-Journal 08/24
Wiepenkathen feiert 100-jähriges Vereinsjubiläum – 1.000 Mitglieder – Fußball bildet Schwerpunkt
Der 1924 gegründete Turn- und Sportverein (TSV) Wiepenkathen ist in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. In der Historie wird der bis 1972 selbstständige Ort als „ein kleines Bauerndorf am Rande der Stadt Stade“ erwähnt.
Aus der Chronik ist überliefert, dass der 1. Vorsitzende Hinrich Vollmers die am 5. April 1924 zur Gründungsveranstaltung erschienenen Mitglieder mit den markigen Worten begrüßte: „Ich freue mich, dass auch in unserem Heimatdorf der sportliche Gedanke Einzug gehalten hat.“ Vereinsmitglieder dieser Zeit sind Bauern, Handwerker und andere sportlich interessierte Bewohner aus der näheren Umgebung. Eine Sportanlage gibt es nicht. Wettkämpfe werden auf einer extra dafür hergerichteten Festwiese ausgetragen.
Zehn Jahre nach der Gründung nehmen die Aktivitäten ein abruptes Ende. Den Verein Wiepenkathen trifft – wie viele andere auch – durch die politischen Veränderungen im Nationalsozialismus das Schicksal der Auflösung. Erst 1950 kommt es zur Neugründung, was zur Wiederbelebung aller Aktivitäten führt. Die Fußballer beginnen in der 2. Kreisklasse, werden nach dem Aufstieg alsbald zu einer festen Größe auf Bezirksebene. Ein absoluter Höhepunkt sind die beiden Meisterschaften der Jahre 1961 und 1962 in der Bezirksliga. Auch wenn es in der Qualifikation nicht zum Aufstieg in die damalige Amateurliga gereicht hat, bleiben es die größten Erfolge in der Vereinsgeschichte.
Im Zuge der niedersächsischen Gebietsreform verliert Wiepenkathen 1972 die Eigenständigkeit und wird in die Hansestadt Stade eingegliedert. In dieser Zeit erhält der Verein eine neue Sportanlage mit Flutlicht, die unmittelbar neben der Schule zentral in der Ortsmitte liegt. Später kommen ein Umkleidehaus und das seltene Exemplar eines auf Stelzen stehenden Ansageturms hinzu. „Der Fußball bildet unseren Schwerpunkt mit wachsender Tendenz“, freut sich Waldemar Meglin, der seit 2019 Vorsitzender des rund 1.000 Mitglieder starken Vereins ist.
Der sportliche Leiter Frank Speer, ehemaliger Spieler und Trainer, hebt das stetige Anwachsen der Zahlen im Nachwuchsbereich hervor. Er sagt: „Wir sind sehr gut aufgestellt, wollen möglichst bald durchgängig bis zur U 19 vertreten sein, um davon im Herrenbereich profitieren zu können.“ Vor zwei Jahren stieg der TSV völlig unerwartet aus der Bezirksliga ab. Der geplante sofortige Wiederaufstieg scheiterte zwar im ersten Anlauf, doch passend zum Jubiläum schaffte Wiepenkathen in diesem Jahr als Tabellendritter über die Relegation die Rückkehr in den Bezirk.
Unter Meglins Führung hat es einschneidende Veränderungen gegeben. Die Vereinssatzung ist neu angepasst und die Vorstandsstruktur aufgebrochen worden. Bezeichnungen wie Sportwart, Kassenwart oder Schriftwart sind weggefallen. Der Vorstand besteht aus neun Personen, darunter zwei Frauen. Meglin: „Weitere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uns immer willkommen. Die Arbeit muss allen Spaß machen, sonst funktioniert das Ehrenamt nicht.“
In der Digitalisierung hat der TSV einen großen Schritt gemacht. Vorstands- und Verwaltungsarbeiten werden zu Hause erledigt, Vorstandssitzungen, um den zeitlichen Aufwand zu minimieren, hybrid durchgeführt. Auch wenn der Fußball im Verein einen hohen Stellenwert einnimmt, stehen andere Sportarten mit den vielfältigen Betätigungsmöglichkeiten keineswegs im Hintergrund. „Wir haben ein offenes Ohr für alle Abteilungen, konnten in den letzten Jahren fast alle Wünsche und Ideen der Übungsleiter erfüllen und umsetzen“, ist Waldemar Meglin mit der Gesamtentwicklung des Vereins sehr zufrieden.
Dieter Albrecht